Die Druckfarbe Weiß ist weniger exotisch, als Sie vielleicht denken. Tatsächlich werden sehr viele Drucksachen mit dieser besonderen Farbe umgesetzt. In einigen Fällen ist die Druckfarbe Weiß eine Voraussetzung für den mehrfarbigen Druck. An anderer Stelle wird Weiß gerne eingesetzt, um auf besonderen Druckmedien tolle Effekte zu erzielen.

Normalerweise benötigen wir im Druck keine weiße Farbe. Wofür auch? Weiß ist schließlich im Druckprozess keine Mangelware, denn die eingesetzten Drucksubstrate sind (in der Regel) bereits weiß. In einigen Fällen ergibt es jedoch Sinn, ein deckendes Weiß zu drucken. Wann und wie Sie diese besondere Farbe im Druck effektvoll einsetzen, klären wir in diesem Artikel.

Inhalt

Weiß drucken – die Grundlagen

Druckfarben sind (in der Regel) lasierend. Sprich: Die Farben, die unter einer anderen Farbe liegen, scheinen durch. Auch die Papierfarbe! Auf dem Prinzip der lasierenden Farben beruht die subtraktive Farbmischung, die wir im CMYK-Druck benötigen, um vierfarbig drucken zu können. Hierbei drucken wir die vier Grundfarben CMYK (Cyan, Magenta, Yellow, Key/Schwarzanteil) mittels Rasterpunkten übereinander, um Farbmischungen zu ermöglichen.

Hier ein vereinfachtes Beispiel: Angenommen, Sie möchten einen grünen Farbton drucken. Im CMYK-Druck setzt sich diese Farbe aus Cyan und Gelb zusammen. Wir drucken diese Farben übereinander, um die Farbe Grün zu erzeugen. Sie können sich leicht vorstellen, dass sich der Farbeindruck verändert, wenn das Papier farbig ist. Bei einem roten Untergrund beispielsweise würde das angestrebte Grün schon fast schwarz wirken.

In welchen Fällen verwenden wir eine weiße Druckfarbe?

Ist das Druckmedium nicht weiß, sondern farbig, dann verändert sich der Farbeindruck der Druckfarben. Das ist auch logisch, denn wie Sie wissen, sind Druckfarben durchscheinend. Kommt durch den Bedruckstoff eine weitere Farbe hinzu, dann hat dies naturgemäß Auswirkungen auf die Farbgebung. Und diese Veränderung ist fast immer unerwünscht. Hier zwei Beispiele:

    1. Verwenden Sie einen schwarzen Karton und bedrucken diesen vierfarbig (CMYK), dann erscheinen alle Farben deutlich dunkler und einige Farbtöne werden völlig falsch dargestellt. Zusätzlich geht die Strahlkraft der Farben verloren. Weiß ist beim CMYK-Druck auf einem schwarzen Karton überhaupt nicht darstellbar. Dies ist nur mit einem zusätzlichen Weißdruck möglich. Dafür wird Weiß als eine bereits fertig abgemischte Volltonfarbe eingesetzt.
    2. Ist das Druckmedium transparent, hat dieses ebenfalls Auswirkungen auf die Farbwirkung. Auch das ist logisch, denn das einfallende Licht geht zu großen Teilen durch den Bedruckstoff und die Druckfarben hindurch. Das Resultat sind blasse, kontrastarme Farben.

Deckweiß als Grundierung

Wenn das Druckmedium farbig oder transparent ist, kann also ein Deckweiß genutzt werden. Das Weiß dient hier als Grundierung und simuliert einen weißen Bedruckstoff. Mit den Farben des CMYK-Spektrums ist das so nicht abbildbar, weswegen hierzu eine Volltonfarbe genommen wird.

Vollton-/Sonderfarben


Was genau man unter Vollton-, Schmuck- bzw. Sonderfarbe versteht, lesen Sie in unserem Artikel „Sonderfarben total: Alles über Pantone & Co.

Gestaltungselement

Ein deckendes Weiß lässt sich aber auch sehr schön als Gestaltungselement nutzen. Sprich, das Weiß wird in diesem Fall nicht wieder überdruckt, sondern steht für sich allein.

Weiß als Volltonfarbe anlegen – so geht’s

Im Onlineshop von Onlineprinters können Sie unter anderem Werbeartikel wie farbige Kugelschreiber mit Ihrem weißen Logo bedrucken lassen. Da hier Sonderfarben zum Einsatz kommen, benötigen wir in den Druckdaten ein zusätzliches und richtig benanntes Farbfeld.

Kurzerklärung

  • weiteres Farbfeld im Gestaltungsprogramm anlegen
  • dem Gestaltungselement die entsprechende Farbe zuweisen
  • Farbfeld benennen: „weiß“ oder „weiss“
  • Farbtyp: Vollton
  • Farbwert: frei wählbar

Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Hilfecenter unter „Wie lege ich mein Logo für Werbeartikel in weißer Farbe an“.

Hilfe beim Anlegen einer Volltonfarbe gibt es außerdem in unserem Tutorial „Wie lege ich die partielle Veredelung in meinen Druckdaten an?“. Bitte beachten Sie auch, dass wir für Werbeartikel Vektorgrafiken benötigen: „Bild nachzeichnen: So werden aus Pixeln Vektorgrafiken“.

In diesen Fällen wird also mit der Volltonfarbe Weiß gedruckt:

  • Das Drucksubstrat ist farbig oder transparent. Das Weiß wird unterdruckt und der Farbdruck liegt auf dem Weiß.
  • Das Drucksubstrat ist farbig oder transparent. Die Farbe Weiß wird wie eine Schmuckfarbe behandelt und nicht (oder nur teilweise) überdruckt.

Typische Produkte, die mit einem Deckweiß bedruckt werden

Druckprodukte, die auf farbigen Druckmedien umgesetzt werden, sind prädestiniert für einen Weißdruck. Dazu gehören z. B.:

  • Einladungskarten und Flyer
  • Werbeartikel
  • Textilien wie T-Shirts, Hoodies und Polos

Bei transparenten Medien finden wir beispielsweise folgende Produkte:

  • Etiketten
  • Schilder aus z. B. Acryl
  • Aufkleber

Bitte beachten Sie: Bei unseren Aufklebern aus transparenter PVC-Folie ist die Farbe Weiß nicht druckbar. Weiße Bereiche in den Druckdaten sind transparent.

Materialauswahl

Die Auswahl an Materialien, bei denen der Weißdruck eingesetzt werden kann, ist groß. Hier ein paar Beispiele:

  • durchgefärbte Papiere und Kartons
  • Wellpappe
  • Holz
  • Textilien
  • Spiegel
  • Glas
  • Folien im Verpackungsbereich
  • Kunststoffe für z. B. Plastikflaschen
  • Metalle, für z. B. Blechdosen
  • Acryl
  • Transparente Aufkleber- und Etikettenfolien
  • Spiegelfolie
  • metallisiertes Papier

Weiß drucken DeckkraftDruckverfahren, mit denen ein Weißdruck umgesetzt werden kann

Die Wahl des Druckverfahrens ist primär von der Druckauflage und dem Bedruckstoff abhängig. Kunststoffverpackungen in sehr großen Auflagen werden beispielsweise oft im Flexodruck produziert. Bei Werbeartikeln ist der Sieb- und Tampondruck ein geeignetes Verfahren. Verpackungen und Akzidenzien aus Papier werden oft im Offset- oder Digitaldruck realisiert.

Dabei ist es ggf. notwendig, das Weiß mehrfach übereinander zu drucken, um die angestrebte Deckkraft zu erreichen. Weiß bedruckte Druckprodukte lassen sich fast ausnahmslos mit weiteren Druckveredelungen kombinieren.

Auf einen Blick

                      • Siebdruck
                      • Digitaldruck
                      • Offsetdruck (mit UV-Trocknung)
                      • Flexodruck
                      • Tampondruck

Zusammenfassung

In der Regel wird mit durchscheinenden Druckfarben gedruckt. Daher hat der eingesetzte Bedruckstoff einen großen Einfluss auf die gewünschte Farbgebung. Farbige oder transparente Druckmedien müssen daher mit einem deckenden Weiß bedruckt werden, welches als Grundierung dient und eine weiße Oberfläche simuliert. Erst nachdem das Weiß gedruckt wurde, erfolgt der eigentliche Farbdruck.

Anders verhält es sich, wenn das Weiß nicht als Deckweiß genutzt werden soll. Hier wird die Farbe nicht überdruckt und steht für sich alleine, um beispielsweise Schriften oder Grafiken auf farbigen Drucksubstraten eindrucksvoll zur Geltung zu bringen. Hier können Sie auch völlig auf weitere Farben verzichten.

Bildquellen:
fizkes, Thomas Pajot, MSSA (via Shutterstock); DarkWorkX (via Pixabay)

Credits:
Text von Print-Produktioner Marko Hanecke.