Nie wieder langweilige Bilder. Der Aufbau und der Fokus eines Bildes haben Einfluss auf die Wirkung eines Bildes und seine Aussage. Beachtet man ein paar Regeln bei der Aufnahme, werden aus belanglosen Knipsereien aussagekräftige, emotionale Fotos.

Bilder haben eine elementare Wirkung, sie sind „schnelle Schüsse ins Gehirn“. Das liegt daran, dass der Betrachter eines Bildes nur circa eine hunderdstel Sekunde benötigt, um ein Bild zu erfassen. So schnell man also auch wegschaut – irgend etwas bleibt immer im Kopf hängen. Mit einem durchdachten Bildaufbau kann man diese Tatsache zu seinen Gunsten nutzen.

Inhaltsverzeichnis:

Bilder und Emotionen

Bilder können informieren, schockieren, rühren, erschrecken, beruhigen. Bilder können Geschichten erzählen, nahezu immer wecken sie bestimmte Gefühle. Welche das sind, hängt vom bereits Gesehenen und von persönlichen Erfahrungen ab. An Bilder erinnert sich der Mensch leichter als an Texte. Sie haben direkten Einfluss auf unser Denken und unser Verhalten.

Wenn wir fotografieren, kann das ein emotionaler Moment für uns sein. Wir bringen eine Stimmung mit und wir fühlen etwas Bestimmtes in dem Moment der Aufnahme. Die Kamera tut das nicht, sie fotografiert, und zwar objektiv. Das ist unter anderem auch der Grund dafür, warum wir uns wundern, wenn die Bilder, im Nachhinein betrachtet, viel weniger spektakulär, spannend, aufregend, oder rührend sind, als wir es im Moment der Aufnahme fühlten.

Zudem gibt es Gerüche, Lichtveränderungen oder Geräusche, die wir im Moment der Aufnahme wahrnehmen – ein Bild kann das alles per se nicht wiedergeben. Ein weiterer Punkt: Das Bild ist nur zweidimensional, die Szene aber wurde mit unserem menschlichen, dreidimensionalen Auge als Fotomotiv auserkoren. Insofern ist es immer wieder eine spannende Herausforderung, ein Bild mit dem Leben und den Gefühlen zu füllen, mit dem wir es fotografiert haben.

Mit ein paar Tricks können Sie aber die Emotionen des Betrachters besser ansprechen, mit zusätzlicher Tiefe arbeiten und Ihre Bilder mit Leben und Emotionen füllen.

Bildaufbau: das Format

Das Querformat ähnelt grundsätzlich dem menschlichen Sehen mehr als das Hochformat – unsere Augen stehen neben- und nicht übereinander. Somit fühlt sich das Querformat vertrauter und gewöhnlicher an, aber auch ruhiger und ausgeglichener. Das Hochformat ist ungewöhnlicher und dynamischer, wird aber auch eher als instabil empfunden.

Spannung erzeugen Sie in jedem Fall, wenn Sie die Formate kombinieren: Ein typisches Hochformatmotiv wie ein Hochaus, im Querformat fotografiert oder ein typisches Querformatmotiv wie der Sonnenuntergang über dem Meer, im Hochformat fotografiert, sorgen für Aufmerksamkeit.

Abgesehen von der Wirkung sollten Sie auch den späteren Einsatz der Bilder beachten: Wer für eine Online-Nutzung wie Präsentationen am Bildschirm fotografiert, benötigt in erster Linie das Querformat.

Der Sonnenuntergang mit Vögeln wirkt im Querformat entspannend stimmungsvoll, aber auch ein bisschen gewöhnlich
Im Hochformat vermittelt die Aufnahme deutlich mehr Spannung und Lebendigkeit

Bildaufbau: das Motiv

„Einfach mal knipsen“ sorgt in der Regel nicht für gelungene Aufnahmen. Machen Sie sich zuerst klar, was Sie aufnehmen möchten. Fragen Sie sich selbst nach dem Motiv. Was oder wem gilt Ihr Blick – und später der Blick des Betrachters? Was ist Ihr Fokus, was möchten Sie zeigen, auf was möchten Sie sich konzentrieren? Natürlich kann es auch sein, dass es mehrere Motive in einem Bild gibt. Hilfreich ist es aber immer, vorher zu entscheiden, welches Motiv der Hauptdarsteller ist und wer die Nebenrollen erhält.

Zu viele Personen, zu viel Gleichberechtigtes im Bild – die Aussage ist nicht klar erkennbar

Wenn das eindeutige Motiv fehlt, stellt man sich mehr oder weniger unbewusst die Frage nach der Aussage des Bildes. Fast alle Personen sind im Bild oben gleich scharf, wodurch weder Tiefe noch eine Fokussierung stattfinden kann, die Köpfe befinden sich in zwei Reihen auf der gleichen Höhe, was dem Bild weder Dynamik noch Spannung gibt.

Der Bildaufbau ist harmonisch, das Bild dynamisch
Der Bildaufbau ist harmonisch, das Bild dynamisch

Durch Reihung der Personen entsteht eine Dynamik, der Blick wird von links vorne nach rechts hinten geführt. Motive im Vordergrund wie der Baumstamm mit Blatt und die unscharfen Bäume im Hintergrund verleihen dem Bild Tiefe. Alle vier Personen sind im Fokus und klar als Motiv auszumachen.

Übrigens gibt ein natürlicher Rahmen Ihrem Motiv einen Halt und sorgt für ein sicheres Gefühl beim Betrachter, nicht der „falschen“ Stelle Aufmerksamkeit zu schenken.

Bildaufbau mit Rahmen
Manchmal bieten sich „natürliche Rahmen“ zur Bildgestaltung an – nutzen Sie diese!

Der Rahmen sorgt für eine klare Fokussierung im Bild.

Die Drittelregel sorgt für Bildspannung

Zentral platzierte Motive können ähnlich langweilig und spannungslos wirken wie ein Horizont in der Mitte des Bildes. Verschieben Sie also für einen gelungenen Bildaufbau das Hauptmotiv aus der Mitte heraus, und sofort wird das Bild dadurch lebhafter.

Das Verschieben gelingt, indem man seinen Standpunkt oder den der Kamera verändert. Betrachten Sie das Motiv oder die Motive genauer, nehmen Sie deren Umgebung wahr, und bewegen Sie sich und Ihre Kamera.

Häufig bewegen Sie das Motiv dann schon dem Gefühl nach aus dem Bildzentrum heraus an die richtige Stelle. Und wer eine kleine Anleitung benötigt, verwendet die Drittelregel: Hierbei wird das Bild durch je zwei horizontale und vertikale Linien geteilt. Somit entstehen neun gleich große Teile.

Das Hauptmotiv wird nun an den Kreuzungspunkten oder entlang der Linien platziert. Schon ist es aus der Mitte heraus und bringt Lebendigkeit in das Bild.

Bildgestaltungs-Beispiele mit der Drittelregel

Der Hauptteil des Gesichts ist nach der Drittelregel platziert, das Bild wirkt lebendig und harmonisch
Das Gestaltungsgitter der Drittelregel

 

Eine schöne Aufnahmen — doch es fehlt irgendwie der „Pep“

Mit dem Paraglider in der Mitte des Bildes ist das zwar ein beeindruckende Aufnahme, aber irgendwie fehlt etwas.

Schon besser: Das Bild wirkt lebendiger …

Versetzt man den Paraglider gemäß der Drittelregel nach rechts, kann man den Aufwind besser fühlen. Allerdings geht hier etwas Weite verloren.

… aber richtig harmonisch wird es, wenn das Hauptmotiv im linken Drittel angesiedelt ist

Der Versatz nach links setzt die Drittelregel wieder ein und bringt zudem, durch den beschränkten Ausschnitt des Berges links vorn, mehr Weite in das Bild.

Ist das Foto schon geschossen, hilft manchmal ein einfacher Trick, um den Bildaufbau zu verändern:

Mit nahezu jedem Bildbearbeitungsprogramm lässt sich ein Foto nachträglich zuschneiden. So können Sie elegant den Bildausschnitt verändern.

Der Goldene Schnitt: Die Stärke ist seine Harmonie

Ähnlich, aber etwas komplexer verhält es sich mit dem Goldenen Schnitt. Der Goldene Schnitt ist ein Teilungsverhältnis, das bereits in der Antike von Malern, Bildhauern und Architekten verwendet wurde. Das menschliche Auge empfindet das Verhältnis als besonders harmonisch und anziehend, weshalb man auch im Satzspiegel-Design einen Goldenen Schnitt verwenden kann.

Wenn Sie sich darauf einlassen und gezielt auf diese „göttliche Proportion“ achten, können Sie sie überall in der Natur entdecken. Blütensamen, die Blätterzeichnungen und die Zeichnungen vieler Tiere zeigen die Teilung. Übrigens ist auch der menschliche Körper nach dem Goldenen Schnitt unterteilt.

Bildaufbau mit dem Goldenen Schnitt
Harmonisches Verhältnis nach dem Goldenen Schnitt

Die Verhältniszahl des Goldenen Schnitts, also die Goldene Zahl, lautet 1,61. Stellen Sie sich eine horizontale Linie vor. Auf dieser Linie machen Sie einen kleinen senkrechten Strich, der diese Horizontale in zwei Teile teilt. Der senkrechte Strich wird so gesetzt, dass der kleinere Teil der Linie sich zum größeren verhält wie der größere Teil zur gesamten Linie.

Darum geht es – das Verhältnis dieser beiden Teile zueinander. Bezogen auf die Bildaufteilung lässt sich festhalten, dass die Motivplatzierung mit dem Goldenen Schnitt zu ähnlichen Ergebnissen kommt wie die per Drittelteilung. Grundsätzlich heißt es, dass die Stärke des Goldenen Schnitts in seiner größeren Harmonie liegt, die Stärke der Drittelteilung in der Bildspannung.

Ein Bild, das in etwa nach beiden Proportionsverhältnissen aufgenommen wurde.
Ein Bild, das in etwa nach beiden Proportionsverhältnissen aufgenommen wurde.

Der goldene Schnitt, hier in Form der Goldenen Spirale, findet sich bei näherem Hinsehen überall in der Natur.

Bildaufbau mit dem Goldenen Schnitt
Eine der bekanntesten Goldenen Spiralen ist die Schale bestimmter Meerestiere (Nautilidae)

 

Der Horizont: gerade und nicht mittig

Der Horizont spielt für den Bildaufbau eine wichtige Rolle, teilt er doch die meisten Bilder in zwei Teile, nämlich in den Himmel und die Erde. Zudem lässt er erkennen, von welchem Punkt aus das Bild aufgenommen wurde, was eine Relation für den Betrachter schafft.

Gemäß des Goldenen Schnitts bzw. der Drittelregel lässt sich auch hier festhalten, dass ein Horizont, mittig im Bild platziert, in der Regel das Bild schnell langweilig werden lässt und das Bild auf eine nicht gewollte Art zweiteilt. Zudem können Sie mit einem mittigen Horizont nicht den einen oder anderen Teil des Bildes besonders betonen oder dem Motiv Gewichtung verleihen.

Wenn Sie hingegen den Horizont im unteren Drittel platzieren, wird der obere Bereich, sprich der Himmel, betont, und das Bild erhält mehr Weite. Durch das Verschieben des Horizonts nach oben wird der untere Bereich, also die Erde, betont. Solange hier genug Interessantes zu sehen ist, wäre das die richtige Wahl – durchaus häufiger ist allerdings die Variante, dem Himmel die zwei Drittel zuzusprechen.

Bilder vom Meer werden oft so aufgenommen, dass die Horizontlinie in der Mitte liegt

Im Beispielbild oben befindet sich der Horizont in der Mitte des Bildes. Die Aufnahme wirkt dadurch etwas unentschlossen.

Mit einem leichten Versatz der Linie wird mehr Spannung erzeugt – und der Wolkenhimmel betont

Hier wurde er nach unten versetzt; der Fokus liegt auf dem Himmel, das Bild vermittelt das Gefühl von Weite und Freiheit.

Ein Versatz in die andere Richtung betont dagegen das Meer

Hier wurde der Horizont nach oben verschoben, wir spüren die Kraft und das Tosen der nahe liegenden Wellen.

 

Der Horizont in der Mitte? Ausnahmsweise

Jede Regel hat eine Ausnahme, so auch die Horizont-Regel: Bestimmte Bilder verlangen geradezu nach einer mittigen Ausrichtung des Horizonts – nämlich die, in denen mit Symmetrie gespielt wird. Das ist zum Beispiel der Fall beim Motiv eines Berges oder einer Skyline, die sich im Wasser spiegelt.

Eine der wenigen Ausnahmen, bei der ein mittig platzierter Horizont von Vorteil ist

Schrägen vermeiden

Sie kennen das Gefühl sicherlich auch – der Sonnenuntergang über dem Meer mit einem leicht schiefen Horizont löst beim Betrachten Unwohlsein aus. Wir sind nämlich immer automatisch auf der Suche nach einem geraden Horizont, und leicht schräger Horizont wirkt zunächst „falsch“ und schlecht gemacht. Ein schräger Horizont sollte also nur in Ausnahmen zum Einsatz kommen und dann als Stilmittel dienen; seine Neigung sollte groß genug sein, damit sofort klar zu erkennen ist, dass es sich nicht um ein Versehen handelt.

Staffelung für die Tiefe

Als Staffelung oder Tiefenstaffelung bezeichnet man das Hintereinanderliegen von verschiedenen Ebenen oder Objekten, wodurch sich eine optische Tiefe erzeugen lässt. Ein Motiv im Vordergrund, eines im mittleren Bereich und eines im Hintergrund gelegen, sorgt beim Betrachter für ein Gefühl von Tiefe und von Lebendigkeit.

Bildaufbau mit Staffelung
Drei Ebenen sind hier zu sehen: Die Kühe, der Wald und der Himmel. Durch die Staffelung entsteht das Gefühl von Tiefe

Fluchtpunkte für die Blickführung

Optisch gedachte, diagonale Linien erzeugen ebenfalls eine räumliche Tiefe im Bildaufbau. Die sogenannten Fluchtlinien tragen zur Bildspannung bei und führen das Auge des Betrachters. Als Fotograf können Sie also mit Fluchtlinien und Fluchtpunkten Einfluss darauf nehmen, wohin der Betrachter blickt.

Die schier endlose Road 66, die durch den wüstenartigen Westen der USA führt, wird sicherlich nicht am Ende des Horizonts immer schmaler – es wirkt aber so, wenn wir sie aus einem bestimmten Winkel und mit einem bestimmten Abstand betrachten. In der Realität gerade bzw. parallele Linien werden im Bild zu Fluchtlinien, die wiederum auf einen Fluchtpunkt zulaufen. Der Fluchtpunkt bzw. die Fluchtpunkte können sich allerdings auch außerhalb des Bildes befinden. Je nach Bildmotiv können die Fluchtlinien und Fluchtpunkte gut oder weniger gut erkennbar sein; bei geometrischen Motiven wie Architekturaufnahmen beispielsweise lässt sich gut damit arbeiten.

Bildgestaltung mithilfe des Fluchtpunktes
Bildgestaltung mithilfe des Fluchtpunktes

Die Perspektive verleiht den Bildern einen räumlichen Eindruck und lässt sie realitätsnah wirken. Der Fluchtpunkt ist auf dem Horizont, hier laufen alle Elemente zusammen.

Zentralperspektive

Liegt der Fluchtpunkt in der Mitte des Bildes, handelt es sich um eine Zentralperspektive – je nach Motiv und Verteilung ist sie ein ästhetisches Gestaltungsmittel in der Fotografie.

Wenn es viele Fluchtlinien im Bild gibt, kann die Zentralperspektive reizvoll sein

Der Fluchtpunkt liegt horizontal und vertikal gesehen in der Mitte des Bildes. Das ist unüblich und widerspricht der Drittelregel und dem Goldenen Schnitt, kann aber in Einzelfällen wie hier einen eigenen Reiz haben.

Die Froschperspektive und die Vogelperspektive

Das Ändern der eigenen Perspektive kann große Veränderungen hervorrufen, und das nicht nur, aber eben auch bei der Aufnahme eines Bildes. Durch einen Perspektivwechsel kann sich die Bildaussage völlig verändern. Auf den ersten Blick langweilige Motive werden zum Leben erweckt, wenn man sie aus der Vogelperspektive von oben oder aus der Froschperspektive von unten fotografiert. In der Froschperspektive aufgenommen, wirken die Objekte automatisch größer; Assoziationen zu Größe, Macht und Bedrohlichkeit können auftauchen. Entsprechend wirken die Motive auf der Vogelperspektive in jedem Fall kleiner und teilweise verzerrt oder gestaucht; mögliche Assoziationen beim Betrachten sind Unterwürfigkeit oder Unterdrückung.

Hier wurde nicht nur in der Froschperspektive fotografiert, sondern auch noch mit dem Licht und der Schärfentiefe gespielt.

Tiefe mit der Schärfentiefe

Die Schärfentiefe, die immer wieder auch als Tiefenschärfe bezeichnet wird, ist der Bereich in einem Bild, der scharf abgebildet ist. Der Übergang zwischen Schärfe und Unschärfe ist fließend. Durch die unscharfen Bereiche wird der Blick des Betrachters auf die scharfen Bereiche gelenkt und fokussiert.

Je höher die Blende, umso kleiner die Blendenöffnung – und umso größer der Bereich, der scharf ist. Umgekehrt gilt: Je kleiner die Blende, umso größer die Blendenöffnung und umso kleiner der Bereich, der scharf ist. Aber auch der Abstand zum Motiv beeinflusst die Schärfentiefe: Je geringer der Abstand zum Motiv, desto kleiner ist der scharfe Bereich.

Grundsätzlich funktioniert das Spiel mit der Schärfentiefe natürlich nur, wenn Motive unterschiedlich weit weg von der Kamera sind, denn nur dann kann die unterschiedliche Schärfe entstehen.

Ein toller und bewusst eingesetzter Tiefen(un)schärfe-Effekt; das Bild könnte zum Beispiel für die Imagebroschüre eines Saatgut-Herstellers verwendet werden

Das Spiel mit der Schärfentiefe kann den Eindruck enorm verändern. Bilder können dadurch einen deutlichen Fokus erhalten, sie wirken realistischer, lebendiger.

Symmetrie entsteht durch Wiederholung

Die Wiederholung von Objekten und Elementen, unabhängig davon, ob sie symmetrisch bzw. gleichmäßig sind oder nicht, erzeugt eine harmonische und gleichzeitig reizvolle Wirkung. Dabei kann es sich um die Wiederholung von Strukturen und Objekten handeln, aber auch von Lichtern und Schatten oder von Objekten.

Bildgestaltung mit Wiederholung
Die Wiederholungen sorgen für Harmonie im Bild

Die nicht zwingend symmetrisch angeordneten Schirme wirken durch ihre Wiederholung trotzdem harmonisch. Dynamischer wird die Aufnahme noch, wenn wir den Horizont nach der Drittel-Regel versetzen.

Bildaufbau mit Wiederholung und Drittel-Regel
Der Horizont wurde leicht versetzt, nun nimmt der Himmel kknapp zwei Drittel der Fläche ein (Bildaufbau mit Wiederholung und Drittel-Regel)

Harmonie durch symmetrische Motive

Ähnlich wie sich wiederholende Muster kann die Aufnahme von symmetrischen Motivteilen besonders harmonisch und ästhetisch wirken. Symmetrie beinhaltet aber auch immer die Gefahr der Langweile. Beachten Sie das Motiv und verändern Sie für den Bildaufbau eventuell die Perspektive, um die Bildspannung zu erhalten.

Die symmetrische Aufteilung wirkt sehr harmonisch, kann aber auch in Langeweile enden.


Porträts

Abgebildete Menschen ziehen die Aufmerksamkeit von Betrachtern grundsätzlich mehr auf sich als reine Landschafts- oder Objektfotografien. Das Aufnehmen von Personen ist eine besondere Kunst, die Fingerspitzengefühl verlangt. Hier müssen nicht nur die Umgebung, das Licht, der Abstand, der Bildaufbau und die Perspektive stimmen, sondern nicht zuletzt auch die Stimmung zwischen Fotograf und Modell, damit der Charakter und das Wesen des Modells spürbar wird.

Entscheidend bei der Porträtfotografie ist der Bildausschnitt. Je kleiner der Ausschnitt, umso mehr verschwindet der Hintergrund und umso wichtiger erscheint die Person und umso relevanter wird ihre Mimik – bis das ganze kippt: bei der Abbildung einer Wange oder Nase verliert die Person wieder ihre Bedeutung im Bild.

Grundsätzlich sollten Sie bei einem Porträt von vorne einen minimal erhöhten Stand zum Modell haben. Das Anschneiden von Köpfen in der Porträtfotografie ist ein beliebtes Stilmittel. Dabei wird an der Stirn oder am Kinn angeschnitten, und auch das Anschneiden von einer vertikalen und einer horizontalen Seite eignet sich häufig gut. Bitte aber nicht an mehr als zwei Seiten anschneiden und bitte nicht gegenüberliegenden Seiten gleichzeitig. Und wer an allen vier Seiten anschneidet, erinnert schnell an eine Aufnahme aus der Polizeikartei.

Ein Porträt. Wir betrachten die Raumaufteilung.

Durch das Raster sehen wir, dass hier mit der Drittelregel gearbeitet wurde.

Hier wurde der Hintergrund stark begrenzt, wir konzentrieren uns auf das Modell. Die Aufnahme wirkt aber etwas langweilig, der Fokus liegt in der Mitte.

Hier wurde die Stirn leicht angeschnitten – schon kommt etwas Spannung ins Bild.

Ein Anschnitt oben und rechts ist auch möglich, das Modell gewinnt zudem durch die Nähe an Wichtigkeit und Präsenz.

Ein Anschnitt des Gesichts von gegenüberliegenden Seiten, hier links und rechts, ist nicht zu empfehlen.

Das Anschneiden an allen vier Seiten ist in den meisten Fällen nicht vorteilhaft.

Blickrichtung

Blickt das Modell nicht in die Kamera, sondern an eine andere Stelle, folgt der Blick des Betrachters dem Blick des Modells. Somit leitet die Blickrichtung des Modells die des Betrachters. Achten Sie also darauf, wohin das Modell blickt – auch wenn es sich nicht um reine Porträts handelt, tritt dieser Effekt auf. Sie können ihn nutzen, um den Blick des Betrachters auf etwas hinzuleiten. Steht das Modell nah am Rand des Bildes und blickt aus dem Bild heraus, verlässt der Blick also das Bild und das Modell kann schnell desinteressiert wirken. Der Blick des Betrachters folgt dann dem Blick des Modelles und verlässt ebenfalls schnell das Bild, und der Betrachter verliert das Interesse.

Der Blick des Betrachters folgt dem des Modells. Dies lässt sich nutzen, um Infos etc zu platzieren.

Versetzte Augenhöhe

Bei Aufnahmen von mehreren Personen sollten sich die Köpfe nicht auf einer Höhe befinden, sondern besser nach einem Dreieck ausgerichtet sein. Das bringt Dynamik ins Bild. Ein Bildaufbau, bei dem die Spitze des gedachten Dreiecks nach unten zeigt, sorgt eher für einen instabilen Eindruck; zeigt die gedachte Spitze nach oben, wirkt die Aufnahme aktiv, aber stabil.

Schwarz-Weiß-Fotografie

Schwarzweiß-Bilder können einen ganz besonderen Charme haben. Allerdings eignet sich nicht jedes Motiv für die Schwarz-Weiß-Fotografie. Aufgrund der fehlenden Farben muss hier mit Strukturen, Linien und Mustern, mit Kontrasten, Licht und Schatten gearbeitet werden. Durch die Gegensätze von Hell und Dunkel entsteht dabei das Bild. Gleichzeitig wird der Betrachter nicht von den Farben abgelenkt, er kann sich ganz auf die Objekte, Strukturen und Kompositionen konzentrieren.

Die Arbeit mit Licht und Strukturen lässt ein faszinierendes Schwarz-Weiß-Porträt entstehen.

Die Sepia-Fotografie ist eine Untergruppe der monochromen Fotografie. Ihre Charakteristik sind die Brauntöne, die sich über das gesamte Bild erstrecken und die Assoziationen zu alten Aufnahmen vermitteln. Während die Sepia-Fotografie früher eine Dunkelkammertechnik war, bieten heute die Bildbearbeitungsprogramme Sepia-Filter an, die nur noch auf ein bestehendes Bild gelegt werden.

Tipps für einen spannenden Bildaufbau

Abschließend noch einige Tipps, was Sie beim Bildaufbau anstreben beziehungsweise vermeiden sollten.

  • Dos
  • Klarheit: Bringen Sie Klarheit ins Bild. Stellen Sie klar, was die Aussage und wer der Hauptdarsteller ist
  • Dynamik: Mit einem Weitwinkelobjektiv samt kurzer Brennweiten wirken Bilder spannend und dramatisch (sind aber auch verzerrt)
  • Schärfentiefe : Mit großer Blendenöffnung begrenzen Sie die Schärfe und können so fast einen dreidimensionalen Eindruck erwecken
  • Vordergrund: Auch bei Aufnahmen von Berg und See frischt ein Grashalm oder der in das Bild ragende Ast das Bild auf
  • Rahmen: Suchen Sie natürliche Rahmen: Eine Landschaftsaufnahme durch das gemauerte Fenster einer Burg oder das Porträt, eingerahmt von unscharfen Blättern, sorgen für einen guten Halt
  • Effekte: Bei sich bewegenden Motiven wie fahrenden Autos lässt sich mit dem ersten bzw. dem zweiten Verschlussvorhang ein Bewegungseffekt in das Bild hineinbringen. Eine Kameraeinstellung legt fest, ob die Kamera am Anfang oder am Ende der Belichtung blitzt. Bewegt sich das Motiv während der Belichtung, wird das Motiv gewollt verwischt. Speziell dann, wenn der Blitz mit dem ersten Vorhang synchronisiert wird, können ungewohnt wirkende, interessante Bewegungsmomente im Bild entstehen
  • Don’ts
  • Unnötige Elemente: Vermeiden Sie generell unnötige Elemente im Bild, störende Bildelemente am Rand können Sie ggf. nachträglich einfach beschneiden
  • Showstopper: Beachten Sie beim Bildaufbau den Hintergrund und das Außenrum. Wenn einer Person ein Laternenpfahl aus der Schulter wächst, ist auch das schönste Motiv verloren
  • Bildermenge: In der digitalen Fotografie können Sie nahezu beliebig viele Aufnahmen machen. Sortieren Sie aber anschließend rigoros aus und behalten Sie nur wirklich gelungene Bilder

 

Bilder: Konvexi, enriquelopezgarre, Free-Photos, rmt, JACLOU-DL, krzysztofniewolnyy, jplenio, rottonara, ThomasWolter via Pixabay; fokke baarssen, Lorna Roberts, metriognome, biletskiy, antb, Nathan Danks, Dunaev Ilya, ESB Professional via Shutterstock; außerdem Claudia Korthaus und Wikipedia